Folgenden aktuellen und authentischen Bericht eines
Deutschen Expats in Bangkok möchte ich an dieser Stelle gerne auf ThaiLive wiedergeben:
Ich lebe mit meiner Partnerin in Bangkok in der
Ramkamhaeng Road. Das ist nordöstlich gelegen, jedoch relativ zentral und
nicht am Rande der Stadt. Seit 2 Wochen wird das Wasser hier nun schon erwartet,
aber es passierte bis heute nichts. Wir wohnen im Erdgeschoss und wären deshalb besonders betroffen. Meine Partnerin hatte schon vor 3 Wochen
eine Luftmatratze gekauft, auf der sie nun schläft, weil sie Angst hat, das
nachts das Hochwasser kommt. Seit sie die Matratze hat, ist sie wesentlich
ruhiger geworden, treibt mich aber trotzdem seit 2 Wochen täglich an,
Lebensmittel, Lebensmittel und nochmals Lebensmittel zu kaufen, Trinkwasser
Vorräte zu verdreifachen und Wassertonnen für Dusch- und Waschwasser zu organisieren. Kam noch dazu, dass sie eines Morgens loszog, um alle
auftreibbaren Sandsäcke zu kaufen, die im Moment noch verfügbar waren. Ein Sandsack kostet
aktuell um die 45 Baht, also teuer. Heute hatten wir noch nachgelegt und diverse
Rigipsplatten gekauft, mit denen wir die Türen und Fenster von Aussen dichtmachten,
nachdem wir diese mit Folie isolierten. Zwischenzeitlich haben wir in der 2.
Etage ein freies Apartment als Fluchtwohnung angemietet, für den Fall, dass das
Wasser mehr als 50cm steigt. In dem Fall würden wir unser jetziges Apartment „versiegeln“ und nach oben ziehen.
Bislang ist Bangkok relativ trocken geblieben. Ausnahme
sind der gesamte Norden im Don Mueang Bereich, die linke Seite des Chao Praya Flusses,
also Thonburi, im Nahbereich des Flusses, sowie nahe dem rechten Bereich des
Chao Prayas, dessen Teil es im Moment noch nicht so stark getroffen hat. Im Nordosten
ist es Sai Mai und Minburi. Minburi schon seit letzter Woche. Gestern gab es in
der Soi 50 an der Sukhumvit nasse Füsse, weil ein Deich gebrochen war.
Später hiess es, das Wasser sei aus den Gulli’s gekommen.
Und da sind wir auch schon beim Hauptproblem! Die
Regierung und das FROC gaben und geben ständig bewusste oder unbewusste
Falschmeldungen und Informationen an die Bevölkerung heraus, mit denen sie beim
Volk Panik und Verunsicherung auslösen, ohne bestehenden Anlass. Solche Meldungen hören sich dann in etwa wie folgt an:
Flutwehre werden heute geöffnet, bitte alles in die
oberen Etagen bringen, oder besser noch Bangkok verlassen. – Nur 1 Tag später
heisst es dann, dass noch keine Flutwehre geöffnet wurden und die Leute nicht
in Panik verfallen sollen. - Neue Info: Auf Grund der Versorgungsprobleme mit
Trinkwasser sollen die Bangkoker das Leitungswasser in Trinkflaschen abfüllen,
das Wasser hätte beste Qualität und sei nicht verunreinigt. - 2 Tage später
wird gewarnt, dass man auf keinen Fall Leitungswasser trinken soll. - Vorgestern dann die Information, dass diverse
Strassenbereiche im Osten gesprengt werden sollen, um das Wasser aus der Stadt
in Richtung Osten zu kanalisieren und die Khlongs zu entlasten. - Gestern
dann die Mitteilung, dass dieser Vorschlag von der Premier Ministerin abgelehnt
wurde und nicht durchgeführt wird. – Heute meldeten die Medien, dass möglicherweise
nun doch gesprengt werden soll. Die gesamte Versorgung durch die öffentlichen Medien ist
eine Farce, ein reines Schmierentheater.
Vorgestern hat die Regierung alle Beamten in einen bezahlten
5 Tages Urlaub geschickt. Die Flutdämme am Airport Suvarnabhumi wurden auf 4m erhöht
und alle Bangkoker sind in dieser Woche 2x aufgefordert worden, die Stadt zu
verlassen, denn Hilfe könne bei der Evakuierung nicht garantiert werden.
Das war für mich ein Zeichen, dass die braune Brühe nun wirklich im Anmarsch ist. Gestern war es dann soweit. Der Chao Praya Fluss ist übergelaufen und von Don
Mueang her läuft immer mehr Wasser Richtung Zentrum. Im Moment ist das Wasser
auf der Lat Prao Road im nördlichen Bereich Bangkoks angekommen. Dort soll es
etwa 50cm hoch stehen und sich direkt in unsere Richtung (südlich) bewegen. Im
Weiteren wird gesagt, dass sich die Strassen schneller fluten, als angenommen.
Ich erwarte das Hochwasser in unserem Gebiet morgen Sonntag früh oder
gegen Mittag!
Wegen dem Wasser mache ich mir allerdings weniger Sorgen.
Vielmehr ist es das Problem mit der Versorgung von Lebensmitteln, denn es hat
schon in den vergangenen 2 Wochen viele Hamsterkäufe gegeben und die Grossmärkte
kommen mit den Lieferungen nicht mehr nach. Auch deshalb nicht, weil viele
Grosslager durch Hochwasser schwer, bis gar nicht mehr erreichbar sind. Gestern
sind die ersten Flieger aus Malaysia am Suvarnabhumi Airport gelandet, komplett
gefüllt mit Trinkwasser, da die Trinkwasserversorgung in einzelnen
Gebieten zusammen gebrochen ist. Wir haben Vorräte für ca. 2 Wochen. Das
Wasser wird aller Voraussicht nach schätzungsweise aber 1-2 Monate bleiben, wenn es denn kommt und
somit auch Grossmärkte und Minimarkts über längere Zeit lahm legen.
Was mein eigens Business betrifft, habe ich auch ein
Handicap, weil die Post dann nicht mehr funktioniert und wegen Stromabschaltung
das Internet weg bleibt. Zudem werden meine Lieferanten A: nicht mehr erreichbar sein und
B: keinen Nachschub mehr erhalten. Um es auf den Punkt zu bringen, Bangkok wird
komplett stillstehen, wenn das Wasser überall angekommen ist. Der
Abfluss über den Chao Praya ist auch durch die Springflut begrenzt,
die heute begonnen hat. Der Meeresspiegel ist angestiegen und bremst den
Abfluss des Wassers zusätzlich aus. Demzufolge wird es in Bangkok stehen
bleiben.
Nächstes Problem sind die dilettantischen
Deichkonstruktionen aus Sandsäcken im Norden und Osten. Die können nicht
halten. Wenn die erst mal aufbrechen, insbesondere in Nonthaburi und
Pathumthani, kommt ein kleiner Tsunami durch Bangkok gerollt, denn dort oben im
Norden steht die Suppe schon seit Wochen auf 1m und höher und staut sich an allen Ecken. Ich hatte es gestern mal grob durchgerechnet. Es gibt ausserhalb
Bangkoks etwa 10 Mal so viel Wasser auf 1m Stau-Höhe, wie in ein unbebautes
Bangkok passen. Diese Mengen müssen erst mal durch Bangkok
fliessen, bis der Spuk vorbei ist. Heute lese ich, dass im Norden von Thailand schon
wieder einige Flüsse über die Ufer traten. Bleibt nur noch zu hoffen, dass es die neuen Wassermassen gar nicht erst bis zur Hauptstadt schaffen...!
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