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Freitag, 18. November 2011

Carsten Schmidt’s Schicksal – Farang in Thailand vom Hochwasser erfasst!

Ich lebe schon lange in Thailand und bin Franchise-Nehmer eines 7/11 Shops, den meine Frau seit 5 Jahren betreibt. Als 2. Standbein habe ich mir in der Nähe eine kleine Bäckerei eingerichtet. Das Gebäck verkaufte ich auf lokalen Märkten, vorwiegend in Muang Ake, einer Siedlung in Rangsit-Pathum Thani. Als diese nicht mehr zu erreichen war, bekamen die TV Bilder ein Gesicht.

Anfang Oktober glich Muang Ake einer Landzunge im Norden. Im Westen und Osten wurden hohe Sandsackwälle errichtet, wobei 2 Zufahrtswege geöffnet blieben. Die Märkte brachen ein und mit Backen war es vorbei. Den 7/11 Shop hätten wir auch am liebsten geschlossen. Die Anlieferungen blieben aus und die Regale leerten sich zusehends. Der Franchisegeber Charoen Pokphand (www.cpthailand.com) bestand allerdings darauf, die Geschäfte am Laufen zu halten und erst dann zu schliessen, wenn das Wasser unmittelbar vor der Tür steht. Kurze Zeit später erreichte die Flut die Südseite des Wat Nawong. Per Auto kam man gerade noch durch. Dabei hatte ich die Strasse zum Fluchtweg erkoren, weil der Weg südöstlich bereits unter Wasser stand. Der dortige Bahndamm hielt aber noch. 

Die Anwohner meinten, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen, denn hier hätte es noch nie Probleme gegeben. Die Gegend sei sicher, da die 2 Golfplätze in der Nähe gut geschützt würden. Ein paar Tage später lief das Wasser über den Bahndamm und anschliessend direkt in meine Bäckerei. Ich hatte schon vorher alles gesichert, höher gestellt und die Sicherungen entfernt. Zudem hatte ich diverse Gegenstände aufs Auto verladen und zum 7/11 gebracht. Dort war es noch trocken und der Laden geöffnet. Meine Frau ist Nichtschwimmerin und wenn wir bis zum Ende geblieben wären, hätte ich meinen fast neuen Toyota Vigo nicht mehr heraus bekommen. Deshalb sind wir zur Schwägerin nach Sai Mai gefahren und haben den Laden zwangsweise in die Obhut der Angestellten übergeben. Die Strasse vorbei am Wat Nawong, stand schon tief unter Wasser. Bugwellen entgegenkommender Fahrzeuge klatschten bis zur Frontscheibe hoch und überspülten das Dach. Die Anspannung war gross und wich erst, als wir in Sai Mai ankamen. In der Siedlung der Schwägerin drang das Wasser auch schon durch Abwasserkanäle und setzte die Strassen nur 2 Tage später mit 10cm unter Wasser. Wir kauften noch Backsteine und bildeten eine Mauer, aber als das Wasser weiter stieg, stand es schon im Haus.

Danach sind wir zur Schwester nach Minburi gefahren, in deren Neubausiedlung bis auf eine grössere Pfütze noch alles im Trockenen lag. Die ganze Sippe war da. Eltern, Schwestern, Brüder - und alles was dazu gehört. Wir schliefen am Boden auf Decken, die im ganzen Haus verteilt waren. Der Vater beruhigte, hier sei alles sicher, wessen Meinung er 2 Tage später revidierte. Also sind wir weiter nach Nakon Sri Thammarat gezogen, wo wir das Stammhaus der Familie erreichten. Mir war das nicht recht, weil‘s dort noch ungemütlicher war und ich die Hälfte der Familie nicht mochte.

Boller Hans hatte mir schon mehrfach Hilfe angeboten, aber meine Frau hatte sich immer gesträubt. Sie wollte im Kreise der Familie bleiben und sich nicht in fremde Obhut begeben. Später nahm sie Kontakt mit einer Freundin aus Phuket auf, die dort mit einem subkontinentalen Asiaten verheiratet ist und ein Restaurant betreibt. Wir könnten zu ihnen ziehen und ich dort Kebab verkaufen und Kuchen backen und erst noch preiswert wohnen, meinte sie. Das klingt gut, dachte ich mir und so sind wir weiter nach Phuket gezogen. Dort frisch angekommen, war die Welt noch in Ordnung. Tags darauf änderten sich allerdings die Vereinbarungen. Das Zimmer sollte jetzt plötzlich 700.-- Baht Hochsaisontarif/Tag, anstatt 5‘000.-- im Monat kosten und Kebab und Kuchen könnte ich mir ans Bein streichen, weil ich damit ihr Geschäft konkurrenziere. Ich sollte besser vor dem Restaurant Ausflugstouren verkaufen, weil das eine gute Provision abwirft und mich keine Standmiete kostet. 40% gingen an ihn und 60% an mich. Da würden dann nur noch 10‘000.-- Baht an Anmeldegebühren anfallen. Ich hatte noch nicht fertig überlegt, als schon wieder von 5‘000.-- Baht Miete die Rede war.

So viele Änderungen in so kurzer Zeit - das war zu viel! Am nächsten Tag packten wir die Koffer und reisten zu Boller Hans. Dieser hatte noch immer ein Zimmer für uns bereit, denn gute Freunde bleiben bei ihren Zusagen! An diesem Ort, westlich von Bangkok in Richtung Kanchanaburi, geht es uns gut und wir wollen hier einen Neuanfang wagen. So machten wir uns vor ein paar Tagen auf, Muang Ake mit dem Boot zu erreichen. Unser 7/11 war bis zu 2/3 abgesoffen und in der Bäckerei stand das Wasser bis zum Bauch. Es stank fürchterlich und die Wände waren schon mit Schimmel befallen. Anhand der Wasserränder konnte man sehen, wie hoch das Wasser ursprünglich stand. Bis zur Schulter muss es gereicht haben. Viel höher, als ich dachte. Dadurch ging mehr in die Brüche, als erwartet und so war für mich schnell klar, dass ich nicht mehr an diesen Ort zurückkehren konnte.

Wir holten dann noch den Ofen und schoben ihn durchs Wasser, bis zu einer Brücke, von wo wir ihn aufs Auto hievten. Den Fernseher, Teigkneter und die Gefriertruhe etc., transportierten wir auf einem gemieteten Boot. Als der Bootsführer sah, was wir alles angeschleppt hatten, verdoppelte er seinen Preis auf der Stelle auf 2‘000.-- Baht. Das Ausnutzen von Notsituationen ist hier normal. Nächstes Mal gehe ich erst wieder dahin, wenn der Ort wieder per Auto erreichbar ist. Bleibt zu hoffen, dass die verbleibenden Sachen noch in Takt sind, falls sie nicht schon entwendet wurden.

Wie es auch immer enden mag, ich werde den Kopf nicht hängen lassen und hier in Ban Heu Krabock zwischen Bangkok und Kanchanaburi neu anfangen und eine kleine Bäckerei aufbauen, mit feinem Brot und Kuchen, wie in Deutschland!



Zudem noch ein Link zum Thema Schimmel, der hier auch zur Sprache kam: www.wochenblitz.com/nachrichten/17310-schimmel-soll-beseitigt-werden.html#contenttxt%20
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