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Sonntag, 20. Juni 2010

Panik in LOS!

Leserbrief von Ronald aus Rayong:

Panik in LOS
Es macht sich tatsächlich Panik breit unter den hier lebenden Ausländern. Auch bei mir auf der Kurve hört man nun so dies und das. Die Sache hat aber, in Bezug auf die hier lebenden Ausländer, wenig zu tun mit den Unruhen in Bangkok, sondern ist wohl eine rein finanzielle Angelegenheit. Es wird eng, und für Leute bei denen es vorher schon eng war, wird es nun zu eng.

Von daher hört man nun, dass Leute es sich überlegen, nach Kambodscha überzusiedeln. Dort sind wesentlich günstigere Bestimmungen in Bezug auf die Aufenthaltsgenehmigung / Arbeitsgenehmigung und der Tourismus verlagert sich vermutlich auch in Richtung Kambodscha und Vietnam.

Auf der Seite der thailändischen Ballermann-Touristik, also Phuket & Co, sind ja doch wohl viele Farangs, welche unter 50 Jahre alt sind und dort Tauchschulen, Bungalows und Restaurants etc. betreiben. Bei Ausbleiben der Touristen geht die magere Rechnung dann nicht mehr auf, denn ich denke die meisten dieser Leute haben keinerlei Bargeldreserven, um ein paar magere Jahre finanziell zu überstehen. Die beliebte Nummer, sinkende Zahlen durch Erhöhen der Preise wieder auszugleichen, und Nepp in jeder Form zu veranstalten, ist ein Boomerang. Das geht vielleicht kurzfristig, aber dann ist Schluss mit lustig. Sollten in Thailand nun auch noch die Horden der spendierfreudigen russischen Touristen ausbleiben, dann ist echter Verlust angesagt. Deren Anzahl war doch sehr hoch, wie man auch auf dem Airport beobachten konnte.

Die schon lange vor den Unruhen begonnene Abwanderung aus dem Müllhaufen namens Pattaya geht weiter. Man zieht weiter südlich die Küste entlang nach Sri Racha, sofern man es finanziell ermöglichen kann. Dort sind bereits wunderschöne Wohnanlagen entstanden und es herrscht Ruhe und Frieden. Auch der Bau von quasi neuen Villenvierteln für die Schweden geht munter weiter. Die Objekte sind im Nu ausverkauft und es entsteht rundherum zwangsläufig Little-Stockholm in Bezug auf Lebensmittel und Restaurants. Man hat es gern wie zuhause und ist gern nur unter sich, inkl. Weihnachtsfeier im klassischen schwedischen Stil. Der ungenießbare Standard Rot- und Weißwein hier, für Thailänder hochpreisig, ist im 6er Karton im Vergleich zu schwedischen Preisen billig und wird reichlich konsumiert.

Sehr beunruhigt sind auch die Engländer, wie man aus Leserbriefen entnehmen kann. Die wundern sich nun, dass trotz aller Krisen die thailändische Währung immer stärker wird, ausländische Investoren wie blöd in Thailand reinpumpen und der Aktien-Index Rekordmarken aufweist. Daheim in U.K. ist das Gegenteil der Fall und man wartet nun nach der Wahl dort ab, was so passiert. Außerdem werden UK Rentner ja rententechnisch derart verladen, also das ist schon kriminell was da abgeht.

Finanziell schlecht wird es nun für viele hier lebende deutsche Rentner, zu denen ich ja auch gehöre. Die monatlichen Verluste im Vergleich zum Vorjahr sind nun doch herbe, wenn man die hiesige Kaufkraft zugrunde legt. Man muss sich also einschränken und umdenken, was für den normalen Pattaya-Heinzie bedeutet, dass er in seinem Condo sitzt vor der Glotze bei Dosenbier und nicht unten in der Bar bei den Mädels.

Der nun schlechte Wechselkurs zum Euro, der sich auch positiv langfristig nicht erholen wird, birgt für die meisten Rentner hier einen kritischen Punkt. Für die jährliche Erneuerung der Aufenthaltsgestattung ist es erforderlich, die Rentenbescheinigung im BRD Konsulat vorzulegen.
Nun, da passiert dann folgendes: Die Botschafts-Angestellte überträgt die Rentensumme, bzw. rechnet sie um in Thai-Baht nach dem am Tage der Vorlage aktuellen Wechselkurs. Und, oh Wunder der Mathematik, da steht auf der Bescheinigung für die Immigration dann eine Summe, die unterhalb des von der Immi geforderten Betrages liegt. Die meisten der hier lebenden deutschen Rentner sind aber finanziell derartig ausgepowert, dass sie keinerlei Rücklagen haben (da sorgt schon die Thai-Maus für) und da kann man geistig schon mal die Koffer packen, so wie nach der Einführung des Euro die große Rückreisewelle der deutschen Rentner aus Spanien begann, was ich bereits lange vorher prognostiziert habe. Wenn in Malle ein Capuccino 2,80 Euro kostet, also genau so viel wie daheim in Wanne-Eickel, dann aber schnell zurück liebe Else.

Nun, hier gibt es die Möglichkeit (eine "Kann Bestimmung"), dass man die bescheinigten Einkünfte aus Rente und einem nachweisbaren Bankguthaben als eine Totalsumme zusammenfasst. Das wird bei der Immi generell so gehandhabt, es sei denn, man macht sich dort unbeliebt. Die meisten Schaumschläger hier haben aber so eine Bargeldreserve nicht und die wenigsten geben es zu. In meinem Bekanntenkreis haben mir einige der hier in meiner Gegend aufhältlichen Farangs, die jedes Jahr hier überwintern, schon ehrlich gesagt, dass sie bedingt durch den Wechselkurs zukünftig nur noch max. 3 Monate herkommen können. Auch auf meiner Kurve hier stehen nun Immobilien zum Verkauf, wegen Ausreise. In den Anzeigen der einschlägigen Magazine wird der komplette Hausrat verscherbelt, egal zu welchem Preis. Auch annoncieren natürlich die tollen Bürschchen, die mal ganz dringend 200'000 Thai Baht brauchen, als Sicherheit irgendwelche Banksicherheiten angeben, also irgendwo schon ein Widerspruch in sich. Hier in TH verlassen die Ratten das sinkende Schiff und den meisten von denen braucht man keine Träne nachzuweinen. In D jedoch ist der Wunsch der Auswanderung eines der großen Themen in den Blogs, in denen es um das Thema Frau Merkel und um den Euro geht. Dabei kann doch in der BRD selbst im Extremfall gar nicht so viel passieren. Die BRD, immer noch ohne legalen Friedensvertrag, wurde als GmbH gegründet und haftet somit nach dem Gesetz nur mit 25'500 Euro. Alle anderen Summen sind doch eh nur fiktive Zahlen in Computern. Also cool bleiben Leute!

Ronald aus Rayong

Donnerstag, 3. Juni 2010

Im Ausnahmezustand: Auslandschweizer und die Unruhen in Bangkok

Bernd Mechsner rennt um sein Leben. Heckenschützen haben das Feuer eröffnet und die Kugeln schlagen unweit des Schweizers ein. Kaum in seiner Wohnung angekommen, fotografiert Mechsner von seinem Fenster aus die Unruhen in Thailands Hauptstadt Bangkok. Als militante Demonstranten das gegenüberliegende Einkaufszentrum «Center World» anzünden, wird die Situation erneut gefährlich. Mechsner und seine Frau hoffen, dass die Flamen nicht auf sein Zuhause übergreifen. Das Einkaufszentrum brennt vollständig aus und ein Teil davon stürzt in sich zusammen. Im «Center World» befand sich auch die die Luxus-Boutique von Philip Baechtold. Dem Schweizer entsteht ein Schaden von rund 400 000 Franken.

Vor der Schweizer Botschaft stehen die Menschen Schlange. Hunderte von Visa-Anträgen sind unbearbeitet. Während der Unruhen musste die Botschaft aus Sicherheitsgründen geschlossen werden und Botschafterin Christine Schraner Burgener mitsamt ihrer Familie ins Hotel umziehen.

Reporter Hanspeter Bäni begleitet Auslandschweizer während und nach der Revolte in Bangkok und ist dabei, wenn sie die wohl dramatischsten Momente ihres Lebens durchstehen müssen.

TV Podcast "Reporter" vom 02.06.2010:
http://videoportal.sf.tv/video?id=3f136ac0-5fbb-47da-af3d-51187bebb1fb