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Mittwoch, 23. Juli 2008

Brief einer Thai (Bar) Frau an ihre Schwester

Es wird viel über Farangs geschrieben, die ihr Leben mit einer Thaifrau teilen, die sie zum grössten Teil an einer Bar kennen gelernt haben. Dabei wird regelmässig auf die unterschiedliche Lebensweise und Kultur hingewiesen und erklärt, was den Farang in seiner Beziehung erwartet und wie er sich dabei am besten verhält

Kürzlich hat der bekannte Thailand Buchautor und Kolumnen-Schreiber Guenther Ruffert (den ich auf ThaiLive schon mehrfach zitierte) dazu wieder einen neuen Beitrag mit der Überschrift: Der Isaan! Farang Himmel oder -Hölle geschrieben. An einer Stelle weist er auf folgendes Ereignis hin - Zitat: "Wer mit seiner Thai-Frau schon ein paar Jahre in Deutschland zusammengelebt hat, der wird sich aber wundern, wie schnell die Farang-Tünche bei ihr im täglichen Kontakt mit Familie und Nachbarn verschwindet".

Diese Aussage hat mich dazu bewogen, mir zu überlegen, wie sich das aus den Gedanken und aus der Feder einer Thai (Bar) Frau anhören könnte, die sich dazu entschlossen hat, nach ein paar Thailand Ferienbesuchen ihres Farang-Lovers zu ihm in seine Heimat zu ziehen. Ein Brief an ihre Schwester würde sich dann "vielleicht" in etwa wie folgt anhören:


Liebe Noi

Jetzt bin ich schon bald ein Jahr in diesem fremden Land und meine Heimat ist weit entfernt. Ich vermisse Dich, meine ganze Familie, Freunde und Barkolleginnen, mit denen wir es immer so lustig hatten. Hier in diesem Land ist alles ganz anders. Es gibt keine Reisfelder, keine Wasserbüffel, keine Garküchen, keine offenen Bar-Viertel und die Sonne scheint nur selten. Es gibt hier eine Jahreszeit die sie Winter nennen und mehrere Monate dauert und in dieser Zeit ist es unglaublich kalt. Vor 2 Wochen habe ich das erste Mal Schnee gesehen. Er fühlt sich an, wie das zerhackte Eis in der Kühlbox unserer Bar, wo Mamasan immer die Getränke lagert. Ich habe damit gespielt und meine Hände sind fast erfroren!

Die Leute sind ganz anders hier und laufen sehr anständig und gepflegt herum und schauen mich manchmal eigenartig an. In Restaurants gibt es Männer, die mich für eine Prostituierte halten und mit mir schlafen wollen, dabei bin ich doch jetzt verheiratet. Ich habe nur wenige Kolleginnen, manche von ihnen sind schon lange da und sagen, sie würden nur darauf warten, eines Tages wieder nach Thailand zurück zu kehren, wenn Ihr Mann älter ist und nicht mehr arbeiten muss, oder wenn sie genug Geld beisammen haben. Ich habe auch schon etwas gespart und achte immer darauf, dass vom Haushaltsgeld meines Mannes noch etwas übrig bleibt.

Mein Freund ist hier nicht mehr der Gleiche. In Thailand hatte er den ganzen Tag Zeit für mich, war immer happy, hat viel gelacht und ist gerne mit mir rum gehängt und rum gezogen - in seinen lustigen Shorts, Shirts und Plastik Sandaletten und seinem ungekämmten wilden Haar, das vom Schwimmen immer lange nass blieb. Ich erinnere mich auch an unsere tollen Partys, die wir in den Discos feierten und an die wilden Nächte und Trinkgelage, die wir zusammen mit seinen Kollegen und den anderen Barfrauen hatten. Mein Darling hat damals immer Sang Som mit Coke getrunken und manchmal musste ich ihn mit dem Taxi ins Hotel fahren, weil er kaum mehr stehen konnte.

Jetzt ist vieles anders geworden! Er muss jeden Tag arbeiten, zieht sich immer einen Anzug und Krawatte an und muss morgens früh aufstehen. Dann lässt er mich den ganzen Tag allein und am Abend kommt er manchmal lange nicht nach Hause. Manchmal geht er mit Kollegen weg, oder muss sonst noch welche Leute treffen und dann sehe ich ihn erst am nächsten Tag wieder. Er lacht und trinkt jetzt nur noch selten und Rotwein ist ihm jetzt lieber als Sang Som. Hier gibt es kein Meer zum Schwimmen und auch sonst ist es viel langweiliger als in Pattaya und alles ist so sauber und man darf nichts wegwerfen, sonst schauen einen die Leute böse an. Die Farangs hier essen nur 2-3 mal am Tag und nehmen sich dafür nicht mal genügend Zeit. Ausgedehntes Frühstück mit anschliessendem Mittagsschläfchen mit meinem Mann sind aus und vorbei und er trinkt am Morgen nur noch schnell etwas Kaffee, bevor er in sein geliebtes Büro geht.

Er ist auch ziemlich geizig geworden und macht mir kaum mehr Geschenke. Immer öfters ist er auch verärgert, wenn er die monatliche Überweisung für unsere geliebte Familie machen soll und meint, 300 € wären zu viel und unsere Familie müsste selber schauen, wie sie über die Runde kommt! Ab und zu ist er auch sehr gereizt, wenn ich etwas nicht verstehe, mich nicht richtig benehme oder nicht weiss, wie ich es richtig anstellen soll.

Liebe Noi, es gäbe noch so viel zu erzählen, aber ich muss jetzt Schluss machen und noch schnell einkaufen gehen, alles putzen und alles für das Abendessen vorbereiten und meinem Mann noch ein paar neue Pantoffeln besorgen, damit er sich am Abend schön wohl fühlt, wenn er müde von seiner Arbeit nach Hause kommt.

Ich vermisse Euch alle, unser Essen, unsere Kultur, die laute Musik, den Sanuk, das einfache und unbekümmerte Leben, die lustigen Seifenopern im TV, die Tempelbesuche, unsere Kartenspiele, das Sabei Sabei, meine Freunde, meine Kolleginnen, mein Hündchen, meine Kätzchen - ja, einfach alles was ich hier nicht mehr habe und bekomme. Ich denke jeden Tag an Euch und sehne mich nach den Zeiten, wo wir noch unbekümmert zusammen sitzen, lachen und tratschen konnten.

Bis bald und in Liebe

Deine Som

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